Wenn es nach den drei CDU-Landtagsabgeordneten im Landkreis Harburg geht, besteht wirksamer Hochwasserschutz vor allem aus der Ertüchtigung bzw. Neuschaffung von Infrastruktur und der Anpassung von Pflegemaßnahmen an Gewässern und Hochwasserschutzeinrichtungen. Dahinter müsse gegebenenfalls auch der Natur- und Umweltschutz zurücktreten, so die Herren Bauer, Althusmann, und Bock (Kreiszeitung 23.01.2024). Kein Wort von Klimafolgenanpassung oder ein Hinweis auf die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung, in der klar und deutlich dargelegt wird, dass technischer Hochwasserschutz allein keine Sicherheit vor extremen Wetterereignissen gewährleisten kann. Er muss durch naturbasierte Maßnahmen ergänzt werden.
„Ohne ein Umdenken beim Wassermanagement wird auch die nächste Deicherhöhung zeitnah obsolet“, sagt Dr. Kathleen Schwerdtner Mánez, grüne Kreistagsabgeordnete und Landschaftsökologin. Das sieht auch das Bundesumweltamt so, auf dessen Homepage unter dem Stichwort „Hochwasservorsorge“ folgendes zu lesen ist: „Hochwasserschutz war in der Vergangenheit häufig stark auf technische Maßnahmen ausgerichtet. Eine nachhaltige Hochwasservorsorge rückt den natürlichen Hochwasserschutz stärker in den Fokus, bekämpft die Ursachen der Hochwasserentstehung, beschränkt die Nutzung der Flächen entlang von Flüssen und erhöht das Bewusstsein für Naturgefahren in der Bevölkerung.“ Nachhaltiger Hochwasserschutz braucht die Renaturierung von Flüssen und Auen und eine Wiedervernässung der Moore. „Wenn wir die natürliche Speicherkapazität von Landschaften wiederherstellen, kann Wasser verstärkt aufgenommen werden, wodurch die Überflutungsgefahr verringert, wird“, so Schwerdtner Mánez. Natürlich hat der Schutz menschlichen Lebens oberste Priorität, und technische Lösungen werden auch in Zukunft unverzichtbar sein. Worauf aber gern verzichtet werden darf, ist Hochwasser- und Natur- und Umweltschutz gegeneinander auszuspielen. Schließlich gilt es, so gut wie nur möglich vorbereitet zu sein, wenn das nächste Hochwasser droht. Und wie das geht, lässt sich in der nationalen Wasserstrategie gut nachlesen.
Dr. Kathleen Schwerdtner Mánez