Sehr geehrter Herr Rempe,
aufgrund der geplanten Erweiterung der Gewerbegebiete Brackel und Marxen und der geplanten Entwicklung des Logistikgebietes der Gemeinde Tangendorf, ist in Zukunft eine starke Erhöhung des Verkehrsaufkommens im Bereich der Anschlussstelle Thieshope zu erwarten. Hinzu kommt der bereits bestehende Verkehr durch den massiven Ausbau von Wohngebieten und durch die Querverkehre aus dem Gewerbegebiet Luhdorf und von der A 39 zur A 7 (maßgeblich Schwerlastverkehr). Nicht zu vergessen sind die landwirtschaftliche Großfahrzeuge.
- Zu dieser Thematik bitte ich Sie, uns folgende Fragen zu beantworten:
- Gibt es eine aktuelle (nicht älter als 2 Jahre) Verkehrsanalyse für diesen Bereich? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
- Wie sehen die Prognosen der Verkehrsentwicklung für die nächsten Jahre aus?
- Wie ist das offensichtlich stark steigende Verkehrsaufkommen und dessen Auswirkungen mit den ‚Klimaschutzzielen des Landkreises Harburg 2040‘ zu vereinbaren?
- Welche Maßnahmen trifft der Landkreis Harburg, um eine Verschlechterung seiner Klimabilanz im Bereich der Mobilität in diesem Raum entgegenzuwirken?
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Müller im Namen der Gruppe GRÜNE/LINKE im Kreistag
Am 09.06.2022 antwortete der Landkreis Harburg folgendermaßen:
Sehr geehrte Frau Müller,
Vielen Dank für Ihre im Namen der Gruppe Grüne/Linke gestellte Anfrage vom 04.05.2022 zur aktuellen und zur erwartenden Verkehrssituation im Bereich der Zubringerstraßen zum Autobahnanschluss Thieshope. Inhaltlich geht es um die zu erwartende in Zukunft „starke Erhöhung des Verkehrsaufkommens im Bereich der Anschlussstelle Thieshope“ auf Grund „der geplanten Erweiterung der Gewerbegebiete Brackel und Marxen und der geplanten Entwicklung des Logistikgebietes der Gemeinde Tangendorf“. Weiterhin weisen Sie auf die bereits bestehenden Verkehre durch den „massiven Ausbau von Wohngebieten und durch die Querverkehre aus dem Gewerbegebiet Luhdorf und von der A 39 zur A 7 (maßgeblich Schwerlastverkehr)“ sowie die „landwirtschaftlichen Großfahrzeuge“ hin.
Die Anfrage umfasst insgesamt drei Fragen, die nachstehend beantwortet werden:
1. Gibt es eine aktuelle (nicht älter als 2 Jahre) Verkehrsanalyse für diesen Bereich? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
Antwort:
Die Anschlussstelle AS Thieshope schließt an die Landesstraße L 215 an. Gemäß § 43 Niedersächsisches Straßengesetz NStrG ist das Land Niedersachsen Träger der Straßenbaulast für die Landesstraßen und der Landkreis ist Träger der Straßenbaulast für die Kreisstraßen. Aus diesem Grund obliegt der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr NLStBV die Durchführung der Straßenverkehrszählung auf den Landesstraßen. Beeinflusst durch die veränderten Verkehrsbedingungen durch die Corona Pandemie wurde die geplante Straßenverkehrszählung des Jahres 2020 erst im Jahr 2021 durchgeführt. Die Auswertung liegt zum heutigen Datum noch nicht vor.
Die letzte Straßenverkehrszählung aus dem Jahr 2015 der NLStBV weist auf der L 215 folgende Zahlen aus:
Westlich der AS Thieshope: Durchschnittlicher täglicher Verkehr DTV 5700 Kfz / 24 h Schwerverkehr SV 200 Kfz/24 h
Östlich der AS Thieshope: Durchschnittlicher täglicher Verkehr DTV 8200 Kfz / 24 h Schwerverkehr SV 400 Kfz/24 h
2. Wie sehen die Prognosen der Verkehrsentwicklung für die nächsten Jahre aus?
Antwort:
In einem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2009 wurde der Prognosenullfall 2025 (ohne Realisierung der OU Thieshope) auf Basis einer aktuellen Verkehrserhebung berechnet. Die Entwicklung und verkehrliche Erschließung des Gewerbegebietes Tangendorf wurde in diesem Fall nicht berücksichtigt.
Nachfolgende Abbildung zeigt den Prognosenullfall 2025 – Tagesverkehrsaufkommen [Kfz/ 24h] mit (SV-Anteil):
Im Rahmen der Planung für die Ortsumgehung Thieshope wurde 2016 eine Verkehrsuntersuchung unter Einbeziehung des geplanten Gewerbegebietes Tangendorf durchgeführt. Thieshope wäre nach dem Bau der Ortsumgehung für den Allgemeinverkehr zukünftig nur noch aus westlicher und nördlicher Richtung direkt erreichbar. In der Verkehrsuntersuchung wurde auch eine Prognosebelastung zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit für das Jahr 2035 berechnet.
In der Prognose wurden die im Umfeld zu erwartenden Entwicklungen und der Einfluss der auf Bundesautobahnen gemäß Bundesverkehrswegeplan vorhergesagten Verkehrsentwicklung für Pkw und Schwerverkehr berücksichtigt.
Die Prognosebelastung für das Jahr 2035 aus der „L215 n Ortsumgehung Thieshope – Aktualisierung der Verkehrsuntersuchung“ weist auf der L 215 bzw. L 215 neu folgende Verkehrsbelastungen aus:
Westlich der AS Thieshope: Durchschnittlicher täglicher Verkehr DTV 7800 Kfz / 24 h Schwerverkehrsanteil 7,6%
Östlich der AS Thieshope – Westlich der Kreuzung Gewerbegebiet:
Durchschnittlicher täglicher Verkehr DTV 8600 Kfz / 24 h
Schwerverkehrsanteil 22%
Östlich der AS Thieshope – Nördlich der Kreuzung Gewerbegebiet:
Durchschnittlicher täglicher Verkehr DTV 13.300 Kfz / 24 h
Schwerverkehrsanteil 17,4%
Östlich der AS Thieshope – Östlich der Kreuzung Gewerbegebiet:
Durchschnittlicher täglicher Verkehr DTV 10.850 Kfz / 24 h Schwerverkehrsanteil 11,4%
3. Wie ist das offensichtlich stark steigende Verkehrsaufkommen und dessen Auswirkungen mit den „Klimaschutzzielen des Landkreises Harburg 2040“ zu vereinbaren? Welche Maßnahmen trifft der Landkreis Harburg um eine Verschlechterung seiner Klimabilanz im Bereich der Mobilität in diesem Raum entgegenzuwirken?
Antwort:
Die vorliegende Prognose für die Ortsumgehung Thieshope geht von steigenden Verkehrszahlen im Bereich der Anschlussstelle aus, die auf bundesweiten Verkehrsentwicklungszahlen basieren. Die Bundesregierung hat verschiedene Programme (E-Mobilität, Deutschlandtakt) und Klimaschutzmaßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors entwickelt und das Klimaschutzgesetz mit Blick auf das europäische Klimaziel beschlossen. Auch der Landkreis Harburg hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 das langfristige Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Dies bedeutet eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 90 %. Der Landkreis Harburg strebt zur Erreichung der Klimaziele die Unterzeichnung einer Charta „Klimaschutz im Landkreis Harburg“ durch die Kommunen an, mit dem Ziel bis 2040 klimaneutral zu werden. Die Auswirkungen auf die Verkehrsentwicklung sollen im Rahmen der Gemeindeentwicklungspläne als Teil der Bauleitplanungen durch die Gemeinden nachgewiesen werden. Die Änderung des Mobilitätsverhaltens soll durch den Landkreis durch ein verbessertes ÖPNV Angebot sowie den Ausbau von Rad-, Radschnell- und Fußwegen erfolgen.
Um der Verschlechterung der Klimabilanz im Bereich der Mobilität rund um Thieshope entgegen zu wirken, plant die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr auf Basis des beschlossenen Radverkehrskonzeptes des Landkreis Harburg, derzeit einen Radweg zwischen Pattensen und Thieshope an der Landesstraße 215. Dieser Lückenschluss bildet eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Ortschaften und dem regionalen Radverkehrsnetz und wird bei einer Umsetzung der Ortsumgehung Thieshope auch eine Verknüpfung an diese erhalten.
Des Weiteren wird bei der Planung der Ortsumgehung ein größerer Mitfahrerparkplatz an der Anschlussstelle Thieshope eingeplant, welcher Abstellmöglichkeiten für über 100 Stellplätze bieten würde. Somit würde der Mitfahrerparkplatz an sinnvoller Stelle liegen, um sich als Fahrgemeinschaft zu treffen. Dieses Verknüpfungsprinzip von Parken und Mitfahren stellt in der Verkehrsplanung eine praktikable Lösung zur Verkehrsvermeidung dar.
Ich hoffe, Ihre Anfrage zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben, und verbleibe Mit freundlichen Grüßen
Dr. Susanne Dahm Leitung Kreisstraßen